Was tun, mit dem vorbezogenen PK-Geld?
- viertesaeule
- 21. Mai 2023
- 2 Min. Lesezeit
Rente oder Kapital? Mit dieser Frage tun sich viele der angehenden Rentnerinnen und Rentnern erfahrungsgemäss schwer. Der Umwandlungssatz ist in den vergangenen Jahren bei manchen Pensionskassen gesunken. Deshalb gibts weniger Rente. Das erhöht erst recht den Anreiz, sich das Kapital auszahlen zu lassen, statt sich lebenslänglich mit der tieferen Rente zu begnügen.
Doch nun zur Gretchenfrage: Wie soll das Geld angelegt werden? Banken und Versicherungen fehlt es nicht an Vorschlägen. Das Konsumentenmagazin «Saldo» berichtete kürzlich von einem abenteuerlichen Fall. Da hat der Versicherungsagent seinem Kunden empfohlen, die 200'000 Franken in zwei Anlageprodukte anzulegen: das erste Produkt heisst «Capital Certificate Tranche 17», das zweite «Zurich Invest Auszahlungsplan».
Spätestens beim Begriff «Certificate» müssten auch Unbedarften die Alarmglocken läuten. Von der Lehman-Pleite nichts gelernt? Damals, vor 15 Jahren, guckten auch hierzulande viele Privatanleger in die Röhre, weil sie Zertifikate von Lehman Brothers im Portefeuille hatten. Beim Capital Certificate ist der Emittent die französische Bank BNP Paribas. Auch Too-big-to-fail-Banken können pleite gehen, wie wir inzwischen wissen. Das sollte auch Versicherungsberatern nicht entgangen sein.
Zertifikate sind eine Inhaberschuldverschreibung und können wie Anleihen komplett ausfallen, wenn der Herausgeber die Segel streicht. Anlagefonds hingegen figurieren nicht in den Bilanzen der entsprechenden Bank. Es sind geschützte Sondervermögen.
Weniger riskant ist das zweite im «Saldo» beschriebene Produkt: der «Zürich Invest Auszahlungsplan». Weniger riskant heisst aber auch, dass gegen oben nicht viel Phantasie besteht. Hier wird das Geld in Wertschriften angelegt und dann während einer bestimmten Periode regelmässig ausbezahlt. Aber eben nur während einer bestimmten Periode und nicht lebenslänglich wie bei der PK-Rente.
Die Frage lautet hier, ob das Geld wirklich so gut angelegt werden kann, damit nach Kosten eine positive Rendite resultiert. Vielleicht, vielleicht auch nicht. So oder so wird es schwierig sein. Und wenn überhaupt wird die Rendite im Vergleich zum Risiko nicht berauschend sein, denn der Versicherungsagent will mit dem Verkauf dieses Produkts mitverdienen.
Die Alternative wäre, das Geld auf dem Konto zu belassen und Jahr für Jahr einen bestimmten Betrag abzuheben. Unter dem Strich wäre das vermutlich die günstigere, mit Sicherheit die verlässlichere Version als ein von einem Geldinstitut herausgegebener Auszahlungsplan.
So oder so ist zu raten, vor dem Kapitalbezug Gedanken darüber zu verlieren, wie der stolze Batzen der Pensionskasse angelegt werden soll. Vielleicht ist halt die Rente eben doch vorzuziehen.
Erschienen im SonntagsBlick am 21. Mai 2023
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