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Kollege Zürcher will keine Vorsorgetipps

Christoph Zürcher ist Journalist und leitet das Magazin der «NZZ am Sonntag». Dort schilderte er jüngst seine finanziellen Sorgen. Ich kenne ihn aus gemeinsamen Zeiten beim «Cash». Ich kann daher nicht so recht daran glauben, dass ihm seine finanzielle Situation auch wirklich Sorgen bereitet.


Zürcher erzählt, dass er ausgibt, was er einnimmt, seit jeher gegen den Hang kämpft, über seine Verhältnisse zu leben. Die Säule 3a verlacht er als Spiesserprojekt. Und dann geht er trotzdem zu einer Bankberaterin. Doch das, was ihm auf verschiedenen Diagrammen nähergebracht wird, sei auf jeden Fall eine leicht gewöhnungsbedürftige Perspektive.


Der Kollege nimmt sich vor, übungshalber schon einmal mit dem Budget zu leben, «das mir für den Lebensabend angedroht wird». Sein Fazit: «Es ist nicht lustig, aber es geht.»


In dem mit viel Selbstironie geschriebenen Text gefällt mir vor allem der Passus mit den Diagrammen, die seine finanziellen Perspektiven aufzeigten. Tja, Vorsorgeplanung geht jetzt halt nicht ohne Zahlen, Einschätzungen und Analysen. Und das kann man am besten mit Diagrammen darstellen. Doch diese Darstellungsweise suggeriert, es handle sich um eine exakte Wissenschaft.


So wie Kollege Zürcher die Säule 3a verlacht, erliege ich etwa der Versuchung, die professionelle Vorsorgeplanung zu verlachen. Vor allem, weil die Berechnungen mit vielen Unbekannten durchsetzt sind.


Ich habe Christoph Zürcher geschrieben, er hätte wohl besser mich gefragt, wie es um seine Vorsorge steht. Für ein Bier wäre ich dazu zu haben. Schon einige Kolleginnen und Kollegen haben Gebrauch gemacht von diesem Angebot, das wirklich nur für Bekannte gilt.


Gewiss, Vorsorgeplanung kann man das nicht nennen, was ich etwa für einen warmen Teller anbiete. Denn es geht ganz einfach: Die ungefähre Höhe Ihrer AHV können Sie mit dem Formular 318.282 in Erfahrung bringen. Es heisst «Antrag für eine Rentenvorausberechnung». Die Höhe der Rente der zweiten Säule steht auf dem Versicherungsausweis. Wenn Sie noch etwas auf der Seite haben, so teilen Sie diesen Betrag durch 240. Zum Beispiel: 80'000 geteilt durch 240 sind 333 Franken. Das gibts während 20 Jahren pro Monat obendrauf.


Ein ganz wichtiger Punkt geht sowohl bei der pseudowissenschaftlichen wie bei meiner handgestrickten Beratung aber meistens vergessen: die Möglichkeit, über das AHV-Alter hinaus Geld zu verdienen. Es tun dies immer mehr.


Und dann noch die uns allen bekannte Unbekannte, die auch Christoph Zürcher umtreibt: «Was, wenn in fünf Jahren Lichterlöschen ist?» Sein Fazit: «Dann hätte ich die letzten guten Jahre ganz vergeblich nur dahingedarbt.»


Kollege Zürcher hat übrigens zu einem Treffen mit Bier eingewilligt. Eine Bedingung hatte er allerdings: «Keine weiteren Vorsorgetipps, bitte!»


Erschienen im SonntagsBlick am 17. Juli 2022

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