Die Mehrheit will keine 3a-Fonds - Sechs Thesen
- viertesaeule
- 2. Apr. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Kaum eine Finanzberaterin oder ein Finanzjournalist würde raten, das Ersparte auf dem Säule-3a-Konto zu deponieren. Sie lassen deshalb nichts unversucht, auf die Vorteile des gebundenen Wertschriftensparens hinzuweisen. Gemeint sind damit Vorsorgefonds, die im Rahmen des Sparens 3a von Banken herausgegeben werden und besonderen Regeln unterworfen sind.
Gebunden heisst es deshalb, weil das in der Säule 3a befindliche Geld erst fünf Jahre vor dem ordentlichen Pensionsalter bezogen werden kann. Drei Ausnahmen gibt es, in denen frühere Bezüge möglich sind: Kauf von selbstbewohntem Eigentum, der Gang in die Selbstständigkeit oder die Verlegung des Wohnsitzes ins Ausland.
90 Milliarden Franken befinden sich derzeit in der Säule 3a. Und nur ein Drittel davon ist in Wertschriften angelegt. Der grosse Rest, eben zwei Drittel, liegt auf einem 3a-Konto, die in den letzten Jahren kaum Zinsen abgeworfen haben. Darob zeigt sich auch der Kommentator im Konsumentenmagazins «Saldo» erstaunt. Denn für die meisten Berufstätigen wäre eine Anlage in Wertschriften vorteilhafter als ein 3a-Konto.
Sechs Thesen, weshalb der Grossteil der Schweizerinnen und Schweizer das Konto einer Wertschriftenanlage vorzieht:
These 1: Kein Interesse. Das Alter ist weit weg. Man kümmert sich nicht darum.
These 2: Kein Vertrauen in Wertschriften. Man kennt sich nicht aus und hat keine Lust, sich damit zu beschäftigen.
These 3: Die Hauptmotivation fürs Sparen 3a sind steuerliche Gründe: Was aufs Konto 3a einbezahlt wird, kann vom steuerbaren Einkommen in Abzug gebracht werden. Das schenkt ein. Für Personen mit einer Pensionskasse beträgt der maximal mögliche Abzug derzeit 7056 Franken; für Personen ohne Zugehörigkeit zu einer Vorsorgeeinrichtung 35'280 Franken, oder maximal 20 Prozent des Einkommens.
These 4: Indirekte Amortisation der Hypothekarschuld. In solchen Fällen sollte man nicht auf Wertschriften setzen, weil der Zeitpunkt der Amortisation der Hypothek in eine Börsenbaisse fallen könnte.
These 5: Das Geld wird vorher bezogen, eben aus einem der drei möglichen Gründe für den Vorbezug: siehe oben.
These 6: Man hat neben der gebundenen Vorsorge 3a auch weitere Ersparnisse, die zu einem grossen Teil in Wertschriften angelegt sind. So will man aus Gründen der Risikostreuung das 3a-Geld nicht auch in Aktien und Obligationen anlegen. Hinzu kommt, dass die Vorsorgefonds, die im Rahmen des Sparens 3a erworben werden können, tendenziell höhere Kosten aufweisen als herkömmliche Anlagefonds.
All das sind redliche und nachvollziehbare Gründe, um vom Wertschriftensparen im Rahmen der Säule 3a Abstand zu nehmen. Selbstverständlich gibt es auch gute Gründe, bei einer längeren Anlagedauer in Vorsorgefonds zu investieren. Nur sollte man dann nicht vergessen, die Fondsanteile rechtzeitig zu verkaufen, um das Geld auf dem Konto 3a zu deponieren. Siehe These 4.
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Erschienen im SonntagsBlick am 2. April 2023
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